Freitag, 18. Dezember 2015

Travelling the Garden Route – Mein Reisebericht

Alles begann am Abend des 30. November, zusammen mit 10 unserer KYP-Kollegen brachen wir nach Durban auf, wo wir unseren redlich verdienten Urlaub verbringen wollten. Nach monatelanger Abstinenz war die Freude über das Meer sehr groß, auch wenn einem Teil der Reise-Gruppe die Bewunderung desselben aus der Ferne schon ausreichte, während andere sich sofort in die Wellen stürzten. Dass bei einer so großen Gruppe alles ein bisschen länger dauert, ist natürlich klar, da muss vor jeder Mahlzeit verständlicherweise erst einmal gebrainstormt, diskutiert und abgestimmt werden, bevor man dann letztendlich doch nur in Kleingruppen zum KFC oder Chicken Licken aufbricht. Dass der Regen am letzten Tag unsere Pläne zunichte machte, störte uns nicht groß, schließlich gab es auch Drinnen immer was zu tun und ansonsten hatten wir auch eine sehr schöne (z.T. anstrengende) Zeit, schließlich war Durban auch der Ort, an dem ich meine vielversprechende Surfer-Karriere begann, die später noch richtig in Fahrt kommen sollte.

Am 3. Dezember trennten sich dann unsere Wege. Während zu elft die Rückfahrt nach Soweto angetreten wurde, machte ich mich in einem mehr oder weniger bequemen „Sleepliner“-Bus weiter auf den Weg nach Port Elizabeth. Als Backpacker-Neuling begann ich meinen ersten Tag mit einer Tour durch den nahe gelegenen Addo Elephant Park, quasi die Vorstufe zum Krüger-Park. Trotz mittlerweile hoher Ansprüche machte die Tour viel Spaß, neben Hunderten der Namensgeber des Parks sahen wir noch jede Menge Warzenschweine („Pumbas“), Erdmännchen („Timons“), Büffel, Kudus, Mistkäfer, Vögel, etc.

Noch am gleichen Abend bemerkte ich dann auch, dass Rucksack-Reisen gar nicht so schlimm sind, im schönen Hostel traf ich unzählige nette Reisende aus der ganzen Welt, so dass ich am nächsten Tag auch die meiste Zeit im Hostel und am/im Pool verbrachte, da „PE“ auch laut den Einheimischen nicht allzu viel zu bieten hat, was ich vor allem am Abend beim „Feiern“ bestätigen konnte. Was eigentlich der Broadway PEs sein sollte, war lediglich eine minimal höhere Dichte von Restaurants und vereinzelten Bars; von lauter Musik und feierwütigen Menschen keine Spur.

Am nächsten Tag hielt ich mich schön an meine penibel geplante Tour und fuhr mit dem von deutschen Touristen voll gestopften „Baz Bus“ weiter nach Jeffreys Bay, wo ich meine bisher noch sehr dürftige Surfer-Karriere etwas vorantreiben wollte. Dort angekommen bemerkte ich auch schnell, dass das hübsche Touristenstädtchen am indischen Ozean außer den längsten Wellen der Welt nicht allzu viel mehr zu bieten hatte. Mit Board und Wetsuit bewaffnet und zwei italienischen Urlaubern an meiner Seite versucht ich also, diese Wellen zu bändigen.

2 Tage später, einige Erfolgserlebnisse und viele Verzweiflungsmomente reicher, setzte ich dann meinen Weg an der Küste entlang fort und kam dank dem Baz Bus planmäßig in der Wild Spirit Lodge im Nature´s Valley, Tsitsikamma an, nahe dem offiziellen Beginn der Garden Route. Da ich laut Plan dort nur einen Tag verbringen würde, hatte ich dafür eine lange Liste. Am Abend des Tages war meine Liste dank Tipps von anderen Reisenden doppelt so lang. Da die Lodge ihrem Namen alle Ehre machte und auch ansonsten ein großartiger Ort inmitten traumhafter Natur war, warf ich meinen Plan gerne über den Haufen und verlängerte meinen Aufenthalt dort auf 3 Tage und bereute es nicht.

Kaum hatte ich diesen Entschluss gefasst, fand ich mich am nächsten Morgen auf der 216m hohen Bloukrans Bridge vor, von der ich mich in die Tiefe stürzte. Glücklicherweise hatte ich ein Seil an meinen Füßen, das meinen Fall abfing und an dem ich anschließend wieder hochgezogen werden konnte.


Von meiner ursprünglichen Liste war zwar auch noch am zweiten Abend kein einziger Punkt abgehakt worden, einen weiteren Tag später wurden meine Bedürfnisse jedoch endlich gestillt. Am Vormittag probierte ich das „Canyoning“ aus, mit Wetsuit und Klettergurt bewaffnet und zwei Schränken von Guides an meiner Seite gingen wir in die malerischen Canyons von Tsitsikamma und wateten, schwammen, „Zip-line“-ten und abseilten uns durch Flüsse, Felsspalten und Wasserfälle, ebenso wie der Bungee Jump eine unvergessliche Erfahrung! 


Am Nachmittag ging es dann weiter mit purem Abenteuer: todesmütig begab ich mich in eine riesige Voliere voller wilder und exotischer Vögel. Ob Tauben, Enten, Flamingos, unzählige Arten von Papageien oder anderen für einen Laien wie mich nicht zuzuordnende Vogelarten, alle habe ich sie überlebt und vollendete so auch mein 3. Abenteuer.


Auf Kosten des Städtchens Knysna reiste ich 2 Tage später als geplant weiter nach Oudtshoorn, wo ich glücklicherweise nicht von trockenem, tropischen Wetter erwartet wurde, wie es die Wettervorhersage 2 Wochen zuvor noch verlauten ließ. 
Das wäre schlussendlich aber auch egal gewesen, da ich meinen ersten Vormittag in den 18° kühlen „Cango Caves“ verbrachte.
Nach einer halbstündigen Tour durch die riesigen unterirdischen Kammern folgte die „Adventure-Tour“. Der Name versprach nicht zu viel, wenig später sah ich mich zwischen engen Felsspalten, in des „Teufels Schornstein“ oder auf dem Bauch kriechend in der nur 27cm flachen „Postbox“.

Später am Tag ging es weiter zur Straußenfarm, wo es die großen, flugunfähigen Vögel nicht nur zu füttern, sondern auch zu reiten gab. Zum Glück konnten diese so nicht ganz auf ihre Top-Speed von 70 km/h beschleunigen!










Zum Abschluss in der Halbwüste Oudtshoorn mussten noch die Baby-Giraffen gefüttert werden, eine Aufgabe, der ich mich gerne angenommen habe. Hier blieb es dann auch beim Füttern, ein Versuch des Reitens wäre beiden Parteien vermutlich nicht gut bekommen.









Ein letztes Mal setzte ich mich, wieder umzingelt von deutschen Urlaubern, in den Baz Bus, um nach Kapstadt weiterzureisen. Dort angekommen wurde ich herzlich von der Reiseführerin empfangen, die mich auf einer Tour durchs KYP eingeladen hatte, wofür ich sehr dankbar war, nicht nur wegen den horrenden Preisen für Hostels in Kapstadt! Den vorerst einzigen Tag in der Metropole zwischen Bergen und Meer verbrachte ich typisch touristisch auf Sightseeing-Bussen, Märkten und am Strand.
Nach einem Erdinger Weißbier, einem schönen Tag in der Stadt am Südkap und 2 ereignisreichen, unvergesslichen Wochen meiner Reise trat ich schweren Herzens meinen Heimflug nach Soweto an und freue mich auf eine baldige erneute Reise mit meinen Eltern nach dem Motto: „Weihnachten bei 30° am Strand“!


Eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr!


Freitag, 6. November 2015

3 Dinge, wie... - Ein Rückblick auf 3 Monate Schwimmunterricht

Seit nunmehr 3 Monaten geben wir Schwimmunterricht für Kinder des Alters 8-12 aus dem KYP im Schwimmbad im benachbarten Ort Pimville. Damit führen wir das erfolgreiche Projekt, das unsere Vorgänger Paul und Kimon ins Leben gerufen haben fort.
Seit kurzem bekamen wir ein Upgrade und machen uns seitdem jeden Samstag auf den Weg zu einer Privatschule nach Sandton, wo wir von einem beheizten Hallenbad und zahlreichen persönlichen Trainer für jedes einzelne Kind erwartet werden. Dieser Luxus ist nicht nur für die Kinder ein regelrechter Kulturschock.
Ein Grund, nochmals auf amüsante, denkwürdige und in die Verzweiflung treibende Momente und Erkenntnisse aus den letzten Wochen zurückzublicken:

3 Dinge, wie man kleine Kinder in den Griff bekommt:
  1. Trillerpfeife in den Mund und kräftig reinblasen! Zwar mussten wir auf das „morgen“, „ auf jeden Fall diese Woche“ bzw. „garantiert nächste Woche“ versprochene Kindererziehungsinstrument letztendlich mehrere Wochen warten, dafür kam von seiten der Kindern ein „Yes, Coach“ meist unmittelbar nach dem Pfiff.
  2. Kekse mitbringen! Die leckeren Süßigkeiten als Belohnung für gutes (bzw. nicht übermäßig schlechtes) Verhalten ziehen immer.
  3. Zulu lernen! Auf „Woza“ (Komm) und „Hamba“ (Geh) hat bisher noch jedes Kind gehört. Es ist jedoch davon abzuraten, zu versuchen, den Namen „Nonhlanhla“ richtig auszusprechen, da die angestrebte Autorität sonst schnell eine Lachnummer zu werden droht.

3 Dinge, wie man kleine Kinder NICHT in den Griff bekommt:
  1. Rhetorische Fragen wie: „What the hell are you doing?“ oder „What is wrong with you?“ stellen! Antworten bleiben zumeist aus, ebenso wie eine Veränderung des Verhaltens.
  2. Auf die „allerletzte Warnung“ noch zwei weitere Warnungen folgen lassen! Aber wer will schon die „Lieben Kleinen“ bestrafen und sie aus dem Wasser schicken?
  3. Zulu lernen! Nach einigen Wochen helfen auch „Woza“ und „Hamba“ nicht mehr, und zudem versuchen manche Kinder, in der Hoffnung, wir sprächen die Sprache mittlerweile fließend, nur noch auf Zulu mit uns zu sprechen. Kommentare unsererseits dazu auf Deutsch schwächen die Zulu-Flut auf uns kaum ab, eher im Gegenteil.

Und schlussendlich noch 3 unvergessene Klassiker aus den vergangenen Stunden:
  • Bei den ersten Freischwimmübungen: „Mohammed, why are you moving backwards?“
  •  Auf dem Rückweg, auf dem die Kinder mehr mit Süßigkeiten essen als mit Laufen beschäftigt sind: Mphoo holt nicht etwa Cheetos oder Chips aus ihrem Rucksack, sondern, als wäre es das normalste auf der Welt, ein Chicken Wing. Auf die sarkastische Frage, ob sie denn noch mehr davon in ihrem Rucksack habe, lautet die Antwort ganz trocken „Yes, three“.
  • Und als letztes ein Gespräch, das uns Woche für Woche beschäftigte: „Are we going to swim today?“ – „Yes, of course! Do you have your swimming stuff?“ – „No“.








Freitag, 30. Oktober 2015

The Big Five

„Habt ihr schon wilde Tiere gesehen?“ Diese Frage haben wir uns in unserem bisherigen knapp zwei- bzw. dreimonatigen Aufenthalt schon öfters anhören müssen. Und die Antwort lautet stets: „Ja!“. Tagtäglich begegnen wir Ratten, Eulen, hin und wieder auch mal der ein oder anderen Kakerlake und auf dem Weg zum Krügerpark sogar einer Kuh! Da konnte unser Camping-Aufenthalt im Selbigen natürlich lange nicht mithalten. Fast zwei Tage hatte es gedauert, bis wir endlich alle „Big Five“ gesehen hatten, zeitraubende Stopps bei Giraffen, Hippos, stillenden Hyänen, springenden bis fliegenden Kudus und äpfelklauenden Affen erschwerten uns diese Mission.

Letztendlich hätte der Leopard genauso gut auch ein weiterer Ast an einem Baum sein können und auch der Löwe hatte sich außer einer riesigen wartenden Autokolonne nicht weiter angekündigt. Zweifellos wären wir ansonsten einfach an dem hunderte Meter entfernten reglos daliegenden Haarbüschel vorbeigefahren. Immerhin waren diese nicht so penetrant wie die Elefanten, die uns mehrmals an der Weiterfahrt hinderten, indem sie einfach in Rudeln die Straße blockierten. Sogar die Babyelefanten wurden zu dieser nervtötenden Belagerung genötigt.

Schlussendlich konnten wir uns somit nur mit einem Bruchteil der Geschwindigkeit fortbewegen, die auf den asphaltierten Straßen möglich gewesen wären, was uns fast den Wiedereintritt in unser Camp gekostet hätte und uns das Halbfinale der Rugby-WM gekostet hat (was wir ohne eine unnatürlich große Menschenansammlung vor flackernden Mattscheiben in einem „Restaurant“ sowieso nicht bemerkt hätten). Nach einer mehr oder weniger erholsamen regnerischen Nacht im kurz zuvor erworbenen 17€-Zelt, einem Frühstück mit Warzenschwein- und Kudufleisch, zahllosen weiteren tierischen Wegblockierern und einer dank zahlreichen Mautstellen teuren Heimfahrt kamen wir wieder in der von richtig wilden Tieren wimmelnden Großstadt an.

Die Big Five













Zum Glück konnten wir das für die Mautstellen ausgegebene Geld schon im Voraus an anderen Stellen einsparen, so ernährten wir uns dann und wann schonmal von Keksen, die pro Packung umgerechnet 3 Cent gekostet hatten. Dass wir unser Zelt mit 10 Rand Finderlohn wieder zurückgewinnen mussten, nachdem dies beim Trocknen daheim vom Winde verweht wurde, zerstörte unsere Bilanzrechnung natürlich wieder.

Das konnte unseren Gemütszustand allerdings nicht mehr groß beeinträchtigen, da ansonsten wirklich fast alles glatt lief: unser kürzlich angeschaffter Nissan Sentra ist mittlerweile versichert (was ihn vermutlich zu einem Unikat in ganz Südafrika macht), hat problemlos auch die ein oder andere Offroad-Straße im Krüger überlebt und bringt uns zuverlässig zu Malls und dem Fitnessstudio, bei dem wir nun mittlerweile auch endlich zu einem unschlagbaren Preis unter Vertrag stehen. Auch unsere Wohnung glitzert (nicht ganz planmäßig) dank 5l neuer Gloss-Farbe an den Wänden wieder wie neu.

Sogar im Projekt konnten wir mittlerweile eine kleine Gruppe motivierter Schüler dazu bewegen, an unserem Deutschkurs teilzunehmen. Vor allem an den „Ös“ und „Üs“ hapert es zwar noch ein bisschen, aber auch dank unserem Aushilfslehrer und Rückkehrer Michael, der nach einem Jahr in Deutschland fließend Deutsch spricht (laut Thomas Aussage sogar besser als er selbst), läuft sonst alles bestens.

Einziger Wermutstropfen im Projekt ist und bleibt der Garten, denn mittlerweile sind mangels Druck, defekten Geräten und spurlosem Verschwinden…
  1. Das Bewässerungssystem
  2. Der Gartenschlauch
  3. Die 20l Gieskanne und
  4. Die kleine Handsprühpumpe
… nicht mehr benutzbar. Bleibt uns nur noch übrig, selbst kleinste Setzlinge mit Wassereimern zu überfluten und alles auf unseren parasitenzerfressenen Spinat und die mehr in die Waagerechte wachsenden „Buschtomaten“ zu setzen. Solang uns währenddessen nicht ein stechender Verwesungsgeruch entgegenweht, wollen wir uns gar nicht beschweren. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser nicht von den Eulen kommt, die wir seit 4 Wochen hier in Käfigen an die Umgebung gewöhnen wollen, damit diese später auf Rattenjagd gehen.

Zum Abschluss noch ein paar weitere amüsante, schockierende und in Erinnerung bleibende Eindrücke aus der Regenbogennation:
  • Es ist jedes Mal wieder eine Freude, beim Pick and Pay Supermarkt an der Kasse zu stehen und die Kreditkarte (VISA-Card!) zu zücken. Die muss erstmal verifiziert werden. Einmal okay, nur blöd, dass dieses Prozedere selbst beim 3. Mal bei der ein und selben Kassiererin wieder durchgeführt werden muss. Oh Wunder, das Ergebnis ist jedes Mal dasselbe, die weißen Deutschen sind doch nicht so kriminell wie angenommen, die Karte scheint tatsächlich uns zu gehören.
  • Auf dem Rückweg vom Supermarkt verfolgten uns, was sonst nie der Fall war, auf einmal eine Horde Kinder. Ehe wir die Tür aufschließen und die Einkaufstaschen abstellen, ist schon die halbe Wohnung voll mit den kleinen Bengeln, die uns dann auch noch nach den eben gekauften Äpfeln anbetteln, dabei wurde mir doch erst vor Kurzem einer von einem Affen entwendet.
  • Vom Englischen/Zulu ins Deutsche übersetzt sind hier „Danke“, „Südafrika“, „Respekt“ oder „Öffentlichkeit“ geläufige Vornamen. Im besten Fall sind dann auch noch alle mit dem „VOLKSIEBUS“ unterwegs auf dem Oberholzer-Freeway nach Ultra City, Belfast oder Wesselsbronn.

      Viele Grüße aus Soweto!













Mittwoch, 30. September 2015

Are you white? - Südafrikanische Weisheiten

Wir wussten es schon immer, nur hat es uns in Deutschland keiner geglaubt. Was soll´s, die Südafrikaner wissen Bescheid:
  1. Berlin liegt genau in der Mitte von Deutschland!
  2. Deutsche betrinken sich ausschließlich mit Wodka!
  3. Flüchtlinge werden in Deutschland in KZs untergebracht!
  4. Die Mauer steht noch!
  5. Die Evolutionstheorie ist Humbug, wie kann ein so stolzes Wesen wie der Mensch von einem Affen abstammen?!
Und unser persönlicher Favorit: Bist du wirklich weiß? (Natürlich nicht, was soll man denn als Weißer in Südafrika???)

Kamos letzte Stunden in Südafrika und erster
Aufenthalt überhaupt auf einem Flughafen
Nichtsdestotrotz hat es der 26-jährige Kamogelo gestern gewagt, für ein Jahr nach Deutschland auszureisen, um dort einen Freiwilligendienst zu absolvieren, hoffen wir mal, dass er seinen Durst dort nicht ausschließlich mit Wodka stillen muss oder er gar in einem KZ landet! Spaß beiseite, wir wünschen Kamogelo alles Gute für sein Jahr in Köln, wo er an einer integrativen Grundschule arbeiten wird.


Mittlerweile sind wir also schon seit ein paar Wochen vollständig im Land des Regenbogens angekommen und haben beide schon bzw. wiedereinmal jede Menge erlebt.

Ein sehr loyaler Fan im Orlando Stadium
So konnten wir für den fast schon astronomischen Preis von 4€ gleich an Thomas erstem Tag einen 1:0-Sieg der südafrikanischen Nationalmannschaft gegen Senegal im Orlando Stadium bestaunen - im Gegensatz zu vielen anderen Fans, die den Glauben an "Bafana" nach einem 1:3 gegen Mauretanien (Weltranglistenplatz 139!!) schon aufgegeben haben. Umso erstaunlicher war, dass trotz einer Auslastung von max. 5% (!!) mit enttäuschten Fans dennoch eine ordentliche Stimmung geboten war (ob das vielleicht an den Senegal-Fans lag??).

Wenig später durften wir Zeugen eines Meilensteins in der Geschichte der menschlichen Evolution sein (so behaupten dies zumindest diese ignoranten und rückständigen Illuminaten, die tatsächlich daran glauben, dass das ganze nicht offensichtlich nur inszeniert ist).
Keine Autostunde entfernt erkundigten wir den Fundort von Knochen, die erstmals die Existenz der Spezies "Homo naledi" bestätigten (warum macht sich jemand so große Mühe, um sich eine solch absurde Geschichte auszudenken??). 

Kurz danach wurde es dann brandgefährlich: an einem gewöhnlichen Mittwochvormittag wurden wir dazu angehalten, aus Sicherheitsgründen zu Hause zu bleiben, da es zu gewaltsamen Protesten (wogegen auch immer) kommen könnte, quasi Zustände wie zur gleichen Zeit im deutschen Grenzgebiet um die Mauer.

Etwas gemäßigter ging es im beschaulichen Vorort Sandton zu, in etwa dem Beverly Hills Südafrikas. Bei einem Fußballturnier in einer Privatschule, die selbst für deutsche Verhältnis überaus protzig und überzogen ist, zeigte das KYP-Team, dass man auch auf grasgrünem Rasen brillieren kann, nicht nur auf ackerähnlichen Plätzen oder Schotter. So wurde der ohnehin schon gut gefüllte Trophäenschrank durch einen weiteren Pokal (ein Wunder, dass er nicht aus purem Gold war) bereichert.

Das jüngste Großereignis war der Nationalfeiertag "Heritage Day", vergleichbar mit dem Oktoberfest, zumindest was das einheitliche auffällige Outfit betrifft. Neben farbenfrohen Outfits waren diverse Tanzeinlagen und ein inszenierter Stockkampf echte Hingucker, überzeugt euch gerne selber unter der Rubrik Fotos! ;)

Aber auch wenn mal keine Großereignisse anstehen, sind wir weit davon entfernt, uns jemals zu langweilen. Ob Fußball-Training, "Kultur-Erlebnisse" am Wochenende, Wohnung renovieren oder Zeit mit Freunden verbringen, es gibt immer was zu tun, selbst auf der Arbeit gibt es selten Blaupausen und wenn doch, gibt es immer noch unseren guten Freund, das Internet.

Um also die oben stehende Frage des kleinen Jungen zu beantworten: ja, wir sind weiß! Und auch als Weißer kann man hervorragend in Südafrika leben, da kann uns das zweigeteilte Deutschland, in dem sich alle sowieso nur mit Wodka besaufen durchaus mal für ein Jahr erspart bleiben!

Hamba kahle und liebe Grüße aus Soweto 

Euer Florian & Thomas

Freitag, 21. August 2015

Sanibonani!

Mittlerweile sind schon 18 Tage vergangen, seitdem ich den altbekannten deutschen Boden verlassen und mich auf ein ereignisreiches Jahr in Südafrika eingelassen habe. Diese 18 Tage haben mir bereits vollkommen gereicht, um mich hier heimisch zu fühlen, in das Projekt integriert zu werden und schon zahlreiche Kontakte zu tollen Menschen zu knüpfen. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an Paul, der mir das alles extrem vereinfacht hat und nun schweren Herzens seine Heimreise antritt.

Damit auch in den kommenden Wochen nicht ein Hauch von Langeweile auftritt, habe ich mit Thando, einem Mitarbeiter aus dem Projekt, übergangsweise einen neuen Mitbewohner in unserer 2er-WG bis Thomas ankommt.  

Hier gibt es immer etwas zu tun, so sind wir beispielsweise am Samstagmorgen früh aufgestanden, um bei schönstem Wetter mit etwa 5.000 anderen motivierten Läufern am „Jeppe-Highschool-for-Girls-Fun-Run“ teilzunehmen. Dass der „Run“ letztendlich mehr zum „Walk“ wurde änderte nichts daran, dass dies eine schöne Erfahrung war.


Noch früher, um genau zu sein um 4:45 Uhr, sind wir am Montag aufgestanden, um auf einem Souvenirmarkt in Town ein paar Schnäppchen zu machen. Ob Shirts, Bilder, Armbänder oder Handtaschen, die Händler wurden um einige Souvenirs erleichtert und um einige Rand bereichert, natürlich nicht ohne sich zuvor einer heißen Preisverhandlung zu unterziehen.

Bereichert wurde auch mein Alltag durch das alltägliche Fußball-Training, bei dem ich zwar eher weniger als mehr Erfolg aber dafür eher mehr als weniger Spaß habe. Zu Pauls letztem Training durfte er zum Abschluss selbst als Vorschreier fungieren (das macht unser Team zum einzigen Fußball-Team in ganz Soweto, das je einen deutschen Mitspieler in seinen Reihen hatte, der ein Lied auf Zulu beherrschte!). Und wenn dann noch ein Großteil der Mannschaft die gleichen Trikots, einer Spende aus Deutschland, trägt und zudem auf dem Heimweg traditionell gesungen wird, dann stimmt der Teamspirit absolut!

Auch im Projekt gibt es stets etwas zu tun, neben putzen und in der Küche helfen haben momentan vor allem der Schwimmkurs, die Klassenzimmereinrichtung, sowie die Implementierung der Bücherei Priorität. Letztere kommt gut voran, mit einem Ehepaar aus Joburg haben wir bereits begeisterte Unterstützer und potentielle Sponsoren hinter uns, auch das Leihprogramm steht, das Großprojekt „Bücherei“ nimmt langsam Formen an.

Desweiteren laufen die letzten Vorbereitungen für das kommende Auslandsjahr von Kamo, der in den nächsten Wochen einen Bundesfreiwilligendienst an einer integrativen Grundschule in Leverkusen beginnen wird. Er übernimmt damit die Stelle des aktuellen Freiwilligen Michael, der ein Jahr lang erfolgreich als Freiwilliger arbeitete, und jetzt auch weiß, was „Kölsch“ und „Karneval“ ist.

Allerdings sind wir nach wie vor noch auf der Suche nach einer Gastfamilie im Raum Köln/Leverkusen/Bergisch Gladbach. 

Ein dringender Aufruf an alle: Wer irgendwelche Kontakte zu Leuten dort vor Ort hat, die zumindest für eine vorübergehende Aufnahme von Kamo bereit sein könnten, bitte meldet euch bei mir. Dieses Freiwilligenjahr ist eine großartige Möglichkeit für Kamo, um eine bessere Aussicht für seine Zukunft zu haben und ebenso für Menschen in Deutschland, mit einer neuen Kultur in Kontakt zu kommen.

Wir bitten ganz herzlich um eure Mithilfe und Unterstützung bei der Suche nach einer Gastfamilie, um Kamo von Anfang an ein großartiges Jahr in Deutschland zu ermöglichen, vielen herzlichen Dank, oder auf Zulu: Siyabonga!!!

Liebe Grüße aus Soweto


Florian

Donnerstag, 6. August 2015

Ankunft in Südafrika und erste Eindrücke

Nach etwa 16 Stunden Anreise kam ich pünktlich 2 Stunden zu spät in Johannesburg an (ich muss mich ja schon so früh wie möglich an die südafrikanische Pünktlichkeit gewöhnen). 
Dort angekommen wurde ich herzlich von meinen Vorgängern Kimon, der seinen Freiwilligendienst noch am gleichen Tag beendete und wieder nach Deutschland flog, und Paul empfangen. Dank den tollen Einweisungen, Tipps und Erzählungen der beiden fühle ich mich schon jetzt heimisch, was natürlich auch durch die Offenheit und Freundlichkeit der Südafrikaner erleichtert wird. 

Blick auf Kliptown, eine der ärmsten Gegenden in Soweto
Die Wohnung liegt sehr zentral und ist (auch dank Kimon und Paul) absolut ausreichend eingerichtet, lediglich das in Deutschland liebgewonnene W-LAN fehlt und auch die Matratze entspricht nicht wirklich deutschen Wohlfühl-Verhältnissen, aber mit ein paar Decken sieht das ganze schon viel besser aus und schließlich bin ich ja nicht hier, um Urlaub zu machen, sondern um allerhand Erfahrungen mitzunehmen. 

A propos Erfahrungen: schon nach zwei Tagen konnte ich jede Menge  Eindrücke festhalten:

Regeln aller Art werden hier oft sehr frei interpretiert, aber wie soll man sich auch an Tempolimits halten, wenn der Tacho zum Teil gar nicht funktioniert?

Hände schütteln bzw. komplexe Begrüßungsmechanismen stehen hier an der Tagesordnung. Die Kleinkinder begnügen sich noch mit einem kurzen gegenseitigen „Daumenschnippen“, die älteren pflegen die fortgeschrittenen Begrüßungsprozesse, eine Kombination aus Handschlag, Fingerhakeln und Daumenschnippen.

Stromkabel und Steckdosen sind zwar die meiste Zeit über da, der Strom selbst ist leider etwas seltener anzutreffen, gestern Abend haben uns nur ein paar Kerzen davor bewahrt, im Dunkeln zu sitzen.

Tagsüber hat es selbst im Winter bis zu 25°C, sobald aber die Sonne untergeht – und das ist hier schon ab 17 Uhr der Fall – kühlt es schnell ab und gegen 20 Uhr geht man dann auch langsam ins Bett.


An dieser Stelle könnte ich noch zahlreiche weitere Eindrücke auflisten, abschließend kann ich aber festhalten, dass zwar vieles noch sehr gewöhnungsbedürftig für mich ist, ich mich hier aber dennoch sehr wohl fühle. Es gibt viel zu tun im Projekt, aktuell wird u.a. eine Bibliothek eingerichtet. Ich hoffe, ich kann mich hier weiterhin so toll einleben, tatkräftig im Projekt mithelfen und viele weitere wertvolle Erfahrungen sammeln. 


Sonntag, 12. Juli 2015

Das Vorbereitungsseminar bei Ruhpolding #lifeprofit

Die Visa sind angekommen, die Flüge gebucht, fehlt nur noch das 10-tägige Vorbereitungsseminar, um den Startschuss für unser Freiwilligenjahr zu geben.

Voll bepackt und top motiviert machten wir uns am 25. Juni auf den Weg, um die nächsten 10 Tage auf der Waicher Almhütte in den bayrischen Voralpen zu verbringen. 

Diese Zeit sollte noch jede Menge Überraschungen, viele Outdoor-Activities und natürlich eine große Ladung "Life Profit" mit sich bringen. Wann fällt man schonmal einen Baum und baut eine Bank daraus? Wann übernachtet man einmal im Freien oder darf die Bevölkerung des fiktiven Inselstaates "Morenia" willkommen heißen, wenn nicht auf eben diesem Vorbereitungsseminar?

Schon nach kürzester Zeit sind wir über 30 Freiwilligen zu einem unzertrennlichen Team geworden und meisterten so manche Programminhalte. Ob Wanderungen, Debatten und Präsentationen über diverse Themen oder Diskussionen über Armut, Rassismus, etc., es gab immer etwas zu tun, und wenn nicht, war das Volleyballfeld oder das Lagerfeuer auch nicht weit, sofern das "Feuerteam" sich zuvor um letzteres gekümmert hat.


Nach 10 anstrengenden, lehrreichen, aber auf jeden Fall tollen und unvergesslichen Tagen, in denen fremde Leute zu Freunden wurden und die einzelnen Einsatzstellen auf einmal viel näher gekommen zu sein schienen, machten wir uns schweren Herzens auf den langen Heimweg.

Abschließend wollen wir allen unseren Freunden alles Gute für ihr Auslandsjahr wünschen, wir sehen uns spätestens nächstes Jahr auf dem Nachbereitungsseminar wieder, das hoffentlich genau so mit "Life Profit" vollgepackt sein wird, wie das Vorbereitungsseminar und natürlich das Jahr dazwischen ;)