Freitag, 21. August 2015

Sanibonani!

Mittlerweile sind schon 18 Tage vergangen, seitdem ich den altbekannten deutschen Boden verlassen und mich auf ein ereignisreiches Jahr in Südafrika eingelassen habe. Diese 18 Tage haben mir bereits vollkommen gereicht, um mich hier heimisch zu fühlen, in das Projekt integriert zu werden und schon zahlreiche Kontakte zu tollen Menschen zu knüpfen. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an Paul, der mir das alles extrem vereinfacht hat und nun schweren Herzens seine Heimreise antritt.

Damit auch in den kommenden Wochen nicht ein Hauch von Langeweile auftritt, habe ich mit Thando, einem Mitarbeiter aus dem Projekt, übergangsweise einen neuen Mitbewohner in unserer 2er-WG bis Thomas ankommt.  

Hier gibt es immer etwas zu tun, so sind wir beispielsweise am Samstagmorgen früh aufgestanden, um bei schönstem Wetter mit etwa 5.000 anderen motivierten Läufern am „Jeppe-Highschool-for-Girls-Fun-Run“ teilzunehmen. Dass der „Run“ letztendlich mehr zum „Walk“ wurde änderte nichts daran, dass dies eine schöne Erfahrung war.


Noch früher, um genau zu sein um 4:45 Uhr, sind wir am Montag aufgestanden, um auf einem Souvenirmarkt in Town ein paar Schnäppchen zu machen. Ob Shirts, Bilder, Armbänder oder Handtaschen, die Händler wurden um einige Souvenirs erleichtert und um einige Rand bereichert, natürlich nicht ohne sich zuvor einer heißen Preisverhandlung zu unterziehen.

Bereichert wurde auch mein Alltag durch das alltägliche Fußball-Training, bei dem ich zwar eher weniger als mehr Erfolg aber dafür eher mehr als weniger Spaß habe. Zu Pauls letztem Training durfte er zum Abschluss selbst als Vorschreier fungieren (das macht unser Team zum einzigen Fußball-Team in ganz Soweto, das je einen deutschen Mitspieler in seinen Reihen hatte, der ein Lied auf Zulu beherrschte!). Und wenn dann noch ein Großteil der Mannschaft die gleichen Trikots, einer Spende aus Deutschland, trägt und zudem auf dem Heimweg traditionell gesungen wird, dann stimmt der Teamspirit absolut!

Auch im Projekt gibt es stets etwas zu tun, neben putzen und in der Küche helfen haben momentan vor allem der Schwimmkurs, die Klassenzimmereinrichtung, sowie die Implementierung der Bücherei Priorität. Letztere kommt gut voran, mit einem Ehepaar aus Joburg haben wir bereits begeisterte Unterstützer und potentielle Sponsoren hinter uns, auch das Leihprogramm steht, das Großprojekt „Bücherei“ nimmt langsam Formen an.

Desweiteren laufen die letzten Vorbereitungen für das kommende Auslandsjahr von Kamo, der in den nächsten Wochen einen Bundesfreiwilligendienst an einer integrativen Grundschule in Leverkusen beginnen wird. Er übernimmt damit die Stelle des aktuellen Freiwilligen Michael, der ein Jahr lang erfolgreich als Freiwilliger arbeitete, und jetzt auch weiß, was „Kölsch“ und „Karneval“ ist.

Allerdings sind wir nach wie vor noch auf der Suche nach einer Gastfamilie im Raum Köln/Leverkusen/Bergisch Gladbach. 

Ein dringender Aufruf an alle: Wer irgendwelche Kontakte zu Leuten dort vor Ort hat, die zumindest für eine vorübergehende Aufnahme von Kamo bereit sein könnten, bitte meldet euch bei mir. Dieses Freiwilligenjahr ist eine großartige Möglichkeit für Kamo, um eine bessere Aussicht für seine Zukunft zu haben und ebenso für Menschen in Deutschland, mit einer neuen Kultur in Kontakt zu kommen.

Wir bitten ganz herzlich um eure Mithilfe und Unterstützung bei der Suche nach einer Gastfamilie, um Kamo von Anfang an ein großartiges Jahr in Deutschland zu ermöglichen, vielen herzlichen Dank, oder auf Zulu: Siyabonga!!!

Liebe Grüße aus Soweto


Florian

Donnerstag, 6. August 2015

Ankunft in Südafrika und erste Eindrücke

Nach etwa 16 Stunden Anreise kam ich pünktlich 2 Stunden zu spät in Johannesburg an (ich muss mich ja schon so früh wie möglich an die südafrikanische Pünktlichkeit gewöhnen). 
Dort angekommen wurde ich herzlich von meinen Vorgängern Kimon, der seinen Freiwilligendienst noch am gleichen Tag beendete und wieder nach Deutschland flog, und Paul empfangen. Dank den tollen Einweisungen, Tipps und Erzählungen der beiden fühle ich mich schon jetzt heimisch, was natürlich auch durch die Offenheit und Freundlichkeit der Südafrikaner erleichtert wird. 

Blick auf Kliptown, eine der ärmsten Gegenden in Soweto
Die Wohnung liegt sehr zentral und ist (auch dank Kimon und Paul) absolut ausreichend eingerichtet, lediglich das in Deutschland liebgewonnene W-LAN fehlt und auch die Matratze entspricht nicht wirklich deutschen Wohlfühl-Verhältnissen, aber mit ein paar Decken sieht das ganze schon viel besser aus und schließlich bin ich ja nicht hier, um Urlaub zu machen, sondern um allerhand Erfahrungen mitzunehmen. 

A propos Erfahrungen: schon nach zwei Tagen konnte ich jede Menge  Eindrücke festhalten:

Regeln aller Art werden hier oft sehr frei interpretiert, aber wie soll man sich auch an Tempolimits halten, wenn der Tacho zum Teil gar nicht funktioniert?

Hände schütteln bzw. komplexe Begrüßungsmechanismen stehen hier an der Tagesordnung. Die Kleinkinder begnügen sich noch mit einem kurzen gegenseitigen „Daumenschnippen“, die älteren pflegen die fortgeschrittenen Begrüßungsprozesse, eine Kombination aus Handschlag, Fingerhakeln und Daumenschnippen.

Stromkabel und Steckdosen sind zwar die meiste Zeit über da, der Strom selbst ist leider etwas seltener anzutreffen, gestern Abend haben uns nur ein paar Kerzen davor bewahrt, im Dunkeln zu sitzen.

Tagsüber hat es selbst im Winter bis zu 25°C, sobald aber die Sonne untergeht – und das ist hier schon ab 17 Uhr der Fall – kühlt es schnell ab und gegen 20 Uhr geht man dann auch langsam ins Bett.


An dieser Stelle könnte ich noch zahlreiche weitere Eindrücke auflisten, abschließend kann ich aber festhalten, dass zwar vieles noch sehr gewöhnungsbedürftig für mich ist, ich mich hier aber dennoch sehr wohl fühle. Es gibt viel zu tun im Projekt, aktuell wird u.a. eine Bibliothek eingerichtet. Ich hoffe, ich kann mich hier weiterhin so toll einleben, tatkräftig im Projekt mithelfen und viele weitere wertvolle Erfahrungen sammeln.