Mittwoch, 30. September 2015

Are you white? - Südafrikanische Weisheiten

Wir wussten es schon immer, nur hat es uns in Deutschland keiner geglaubt. Was soll´s, die Südafrikaner wissen Bescheid:
  1. Berlin liegt genau in der Mitte von Deutschland!
  2. Deutsche betrinken sich ausschließlich mit Wodka!
  3. Flüchtlinge werden in Deutschland in KZs untergebracht!
  4. Die Mauer steht noch!
  5. Die Evolutionstheorie ist Humbug, wie kann ein so stolzes Wesen wie der Mensch von einem Affen abstammen?!
Und unser persönlicher Favorit: Bist du wirklich weiß? (Natürlich nicht, was soll man denn als Weißer in Südafrika???)

Kamos letzte Stunden in Südafrika und erster
Aufenthalt überhaupt auf einem Flughafen
Nichtsdestotrotz hat es der 26-jährige Kamogelo gestern gewagt, für ein Jahr nach Deutschland auszureisen, um dort einen Freiwilligendienst zu absolvieren, hoffen wir mal, dass er seinen Durst dort nicht ausschließlich mit Wodka stillen muss oder er gar in einem KZ landet! Spaß beiseite, wir wünschen Kamogelo alles Gute für sein Jahr in Köln, wo er an einer integrativen Grundschule arbeiten wird.


Mittlerweile sind wir also schon seit ein paar Wochen vollständig im Land des Regenbogens angekommen und haben beide schon bzw. wiedereinmal jede Menge erlebt.

Ein sehr loyaler Fan im Orlando Stadium
So konnten wir für den fast schon astronomischen Preis von 4€ gleich an Thomas erstem Tag einen 1:0-Sieg der südafrikanischen Nationalmannschaft gegen Senegal im Orlando Stadium bestaunen - im Gegensatz zu vielen anderen Fans, die den Glauben an "Bafana" nach einem 1:3 gegen Mauretanien (Weltranglistenplatz 139!!) schon aufgegeben haben. Umso erstaunlicher war, dass trotz einer Auslastung von max. 5% (!!) mit enttäuschten Fans dennoch eine ordentliche Stimmung geboten war (ob das vielleicht an den Senegal-Fans lag??).

Wenig später durften wir Zeugen eines Meilensteins in der Geschichte der menschlichen Evolution sein (so behaupten dies zumindest diese ignoranten und rückständigen Illuminaten, die tatsächlich daran glauben, dass das ganze nicht offensichtlich nur inszeniert ist).
Keine Autostunde entfernt erkundigten wir den Fundort von Knochen, die erstmals die Existenz der Spezies "Homo naledi" bestätigten (warum macht sich jemand so große Mühe, um sich eine solch absurde Geschichte auszudenken??). 

Kurz danach wurde es dann brandgefährlich: an einem gewöhnlichen Mittwochvormittag wurden wir dazu angehalten, aus Sicherheitsgründen zu Hause zu bleiben, da es zu gewaltsamen Protesten (wogegen auch immer) kommen könnte, quasi Zustände wie zur gleichen Zeit im deutschen Grenzgebiet um die Mauer.

Etwas gemäßigter ging es im beschaulichen Vorort Sandton zu, in etwa dem Beverly Hills Südafrikas. Bei einem Fußballturnier in einer Privatschule, die selbst für deutsche Verhältnis überaus protzig und überzogen ist, zeigte das KYP-Team, dass man auch auf grasgrünem Rasen brillieren kann, nicht nur auf ackerähnlichen Plätzen oder Schotter. So wurde der ohnehin schon gut gefüllte Trophäenschrank durch einen weiteren Pokal (ein Wunder, dass er nicht aus purem Gold war) bereichert.

Das jüngste Großereignis war der Nationalfeiertag "Heritage Day", vergleichbar mit dem Oktoberfest, zumindest was das einheitliche auffällige Outfit betrifft. Neben farbenfrohen Outfits waren diverse Tanzeinlagen und ein inszenierter Stockkampf echte Hingucker, überzeugt euch gerne selber unter der Rubrik Fotos! ;)

Aber auch wenn mal keine Großereignisse anstehen, sind wir weit davon entfernt, uns jemals zu langweilen. Ob Fußball-Training, "Kultur-Erlebnisse" am Wochenende, Wohnung renovieren oder Zeit mit Freunden verbringen, es gibt immer was zu tun, selbst auf der Arbeit gibt es selten Blaupausen und wenn doch, gibt es immer noch unseren guten Freund, das Internet.

Um also die oben stehende Frage des kleinen Jungen zu beantworten: ja, wir sind weiß! Und auch als Weißer kann man hervorragend in Südafrika leben, da kann uns das zweigeteilte Deutschland, in dem sich alle sowieso nur mit Wodka besaufen durchaus mal für ein Jahr erspart bleiben!

Hamba kahle und liebe Grüße aus Soweto 

Euer Florian & Thomas